Frauen in der Politik: Gleichstellung beginnt im Kopf

FDP Frauen Kanton St.Gallen entwickeln nationale Dachkampagne der FDP Frauen Schweiz

Die FDP Frauen in den Ostschweizer Kantonen geben Vollgas: So lancieren die FDP Frauen Kanton St.Gallen nicht nur die erste bürgerliche Frauenliste im Kanton. Sie haben auch eine Kampagne entwickelt, die in diesen Tagen als nationale Dachkampagne der FDP Frauen Schweiz auf den digitalen Plakatwänden in allen grossen Schweizer Bahnhöfen zu sehen ist. Die Kampagne setzt sich auf originelle Art und Weise mit Gleichstellung auseinander und beleuchtet das Thema aus einer Perspektive, die in der bisherigen Debatte weitgehend unterging. Aber auch in den Kantonen den Kantonen Thurgau und Appenzell Ausserrhoden wird Gleichstellung und Frauenförderung in der FDP grossgeschrieben.

Die FDP Frauen in den Ostschweizer Kantonen geben Vollgas: So lancieren die FDP Frauen Kanton St.Gallen nicht nur die erste bürgerliche Frauenliste im Kanton. Sie haben auch eine Kampagne entwickelt, die in diesen Tagen als nationale Dachkampagne der FDP Frauen Schweiz auf den digitalen Plakatwänden in allen grossen Schweizer Bahnhöfen zu sehen ist. Die Kampagne setzt sich auf originelle Art und Weise mit Gleichstellung auseinander und beleuchtet das Thema aus einer Perspektive, die in der bisherigen Debatte weitgehend unterging. Aber auch in den Kantonen den Kantonen Thurgau und Appenzell Ausserrhoden wird Gleichstellung und Frauenförderung in der FDP grossgeschrieben.

Die Leitfragen für die Kampagne legt Elisabeth Zwicky Mosimann, Präsidentin der FDP Frauen Kanton St.Gallen, wie folgt dar: „Wie kommt es, dass der Frauenanteil im Ständerat wieder auf das Niveau der 90er-Jahre gesunken ist? Wie kommt es, dass der Frauenanteil im Nationalrat mit Müh und Not die 30%-Marke überschritten hat? Und wie kommt es, dass in den Verwaltungsräten der SMI-Unternehmen nicht einmal ein Drittel Frauen Einsitz nehmen? Und vor allem: Wo können wir ansetzen, damit Frauen und Männer endlich gleichberechtigt sind? Wie können wir zu einem gesellschaftlichen Wandel beitragen – welche Impulse sind nötig?“.

Mit unterschiedlichen Ellen messen

Vor diesem Hintergrund haben die FDP Frauen Kanton St.Gallen eine Kampagne lanciert mit dem Ziel, einen Beitrag zu einer „gelebten Gleichstellung“ zu leisten. Häufig wird die Lösung für mehr Gleichstellung „externalisiert“: so werden in Politik und Wirtschaft immer wieder Forderungen nach Quoten und weiteren Regulierungen laut. Jedoch geht ein zentraler Aspekt in der bisherigen Debatte völlig unter: der Umstand, dass Gleichstellung bei uns allen, in unseren eigenen Köpfen beginnt. So thematisiert die Kampagne, dass Frauen und Männer in Politik und Wirtschaft noch immer nach unterschiedlichen Ellen „bemessen“ werden. Wenn etwa ein Mann in einer Führungsposition selbstbewusst und entgegen von Widerständen seine Entscheidungen fällt, wird er als „stark“ betrachtet. Wenn jedoch eine Frau in einer Führungsposition dasselbe tut, gilt sie als „stur“ oder „starrsinnig“. Solche unterschiedlichen Massstäbe sind hoch problematisch, da sie letzten Endes auch unsere Entscheidungen und unseren Umgang mit unseren Mitmenschen bestimmen.

Wettbewerbsvorteile für den Mann?

Der tiefe Frauenanteil im Stände- und Nationalrat sowie in wirtschaftlichen Führungspositionen sei folglich nur die Spitze des Eisbergs. Das wahre Problem liege wesentlich tiefer, erläutert Vizepräsidentin und Wahlkampfleiterin Fabienne Bünzli. Es seien weder Organisationen, Unternehmen, noch ‚fremde Mächte‘, die eine gelebte Gleichstellung verhindern, sondern wir selbst mit unserem Alltagsverhalten. „Durch unterschiedliche Massstäbe zementieren wir selbst Ungleichheiten – oft ganz unbewusst und doch mit spürbaren Folgen. Das zeigt sich beispielsweise, wenn wir einem Kollegen für einen sehr selbstbewussten Auftritt auf die Schulter klopfen und ihn für seine kämpferische Rhetorik loben. Wenn eine Kollegin dasselbe tut, reagieren wir oft anders und finden, sie sei verbissen und habe ‹Haare auf den Zähnen›“, erklärt Bünzli die Grundproblematik, auf die mit der Kampagne reagiert wird. Weiter führt sie aus: „Die Konsequenz davon: Die Frau wird tendenziell konsensorientierter und weniger kämpferisch agieren – das wiederum schafft ‹Wettbewerbsvorteile› für den Mann. Er kann sich profilieren, sich für Wahlen oder Führungsfunktionen empfehlen.“

Nicht auf Kosten der Männer

Die Wahlkampfleitung der FDP Frauen des Kantons St.Gallen führte eine systematische Recherche durch, um anhand von Begriffspaaren aufzuzeigen, dass Männer und Frauen in Politik und Wirtschaft nach unterschiedlichen Kriterien „bemessen“ werden. Was bei Männern als positiv bewertet wird, wird den Frauen zur „Last“ gelegt. Nach einem Brainstorming wurden die Begriffe anhand einer eigens entwickelten Typologie kategorisiert. Anschliessend wurden entsprechende Begriffspaare mit gegenteiligem Unterton gesucht.

Die Kampagne zeigt jeweils Bilder zweier Personen – eines Mannes und einer Frau. Die Bilder sind bewusst in der exakt selben Stimmung mit dem genau gleichen Gesichtsausdruck aufgenommen. Den jeweiligen Bildern werden Begriffspaare wie „Selbstbewusst – Selbstverliebt“, „Stark-Stur“ oder „Zackig-Zickig“ zugeordnet.

„Bei der Umsetzung sind wir nach dem Prinzip ‹reduce to the max› vorgegangen. Wir haben versucht, alle möglichen Kontextfaktoren buchstäblich auszublenden und auf Gesichter zu fokussieren, die im exakt im selben ‹Mood› aufgenommen wurden. Damit wird die Allgemeingültigkeit der Botschaft herausgestrichen. Unabhängig von Status, Herkunft, Branche etc. sind Frauen und Männer mit diesen Kategorisierungen und unterschiedlichen Bewertungen konfrontiert“, schildert Karin Fagetti, Mitglied der Wahlkampfleitung der FDP Frauen und Inhaberin der mit der Ausführung betrauten Kommunikationsagentur. Dabei betont sie: „Es war uns wichtig, keine Frauenkampagne auf Kosten der Männer zu lancieren – Frauen und Männer werden mit Respekt gezeigt.“

Kampagne wird national übernommen

War diese Kampagne ursprünglich nur für den Kanton St.Gallen vorgesehen, haben die FDP Frauen Schweiz dieselbe zwischenzeitlich zur nationalen Dachkampagne erhoben. Sie wird in den nächsten Wochen in den Schweizer Bahnhöfen über die Plakatwände flimmern. Im Vorfeld der Lancierung haben die FDP Frauen Schweiz ein umfassendes Botschaften-Testing in Auftrag gegeben. Das Ziel war, jene Begriffspaare zu identifizieren, die am meisten Aufmerksamkeit und die beste Resonanz erzeugen. Die Botschaften wurden an rund 290‘000 Personen getestet, wobei 66‘000 Personen ein messbares Interesse gezeigt haben. Die letztendlich verwendeten Begriffspaare erzielten das beste Resultat.

Der Freisinn setzt sich aktiv für Frauenförderung ein

„Die FDP hat in den letzten Jahren und Monaten im Kanton St.Gallen sehr viel für die Förderung freisinniger Frauen geleistet – die ersten Früchte durften bereits geerntet und die ersten Erfolge verzeichnet werden“, erklärt Elisabeth Zwicky Mosimann, Präsidentin der FDP Frauen des Kantons St.Gallen und Vizepräsidentin der FDP des Kanton St.Gallen. In der FDP-Kantonsratsfraktion haben die Frauen mit sieben Kantonsrätinnen von insgesamt 26 Fraktionsmitgliedern inzwischen einen beachtlichen Anteil, der zu den höchsten im Kantonsrat zählt. Zudem wurde kürzlich eine dieser Kantonsrätinnen zur Gemeindepräsidentin von Niederbüren gewählt und erhöht damit den Frauenanteil der freisinnigen Gemeindepräsidien. Weitere profilierte und bekannte Mitglieder der FDP Frauen sind Bundesrätin Karin Keller-Sutter, die ehemalige Kantonsratspräsidentin und Vizefraktionspräsidentin Imelda Stadler, Stadtparlamentspräsidentin Dr. Barbara Frei-Grimm und die Präsidentin der St.Gallischen Offiziersgesellschaft, Elisabeth Stadelmann-Meier.

Erklärtes Ziel: Eine freisinnige Nationalrätin

Erstmals in der Geschichte des Kantons St.Gallen gibt es zudem eine bürgerliche Frauenliste – lanciert von den FDP Frauen Kanton St.Gallen. Konkret tritt die Frauenorganisation mit 12 kompetenten Frauen aus verschiedensten Regionen des Kantons, aus allen Altersgruppen und mit vielfältigen, unterschiedlichen Lebenshintergründen an. „Das erklärte Ziel ist es, einer freisinnigen Frau den Sprung in den Nationalrat zu ermöglichen. Mittelfristig streben die FDP Frauen einen Frauenanteil in der FDP-Kantonsratsfraktion von 40% an“, erklärt Fabienne Bünzli. Mit Caroline Büchel und Kathrin Gabathuler seien zudem auch Frauen auf der Liste der Umweltfreisinnigen vertreten und mit Jehan Mukawel auch eine Frau auf der Liste der Jungfreisinnigen. In den letzten Monaten hat Susanne Vincenz-Stauffacher bewiesen, dass sie eine der aussichtreichsten Kandidatinnen für die Nationalratssitz von Walter Müller ist. Mit Dr. Brigitte Bailer, Ingrid Markart und Karin Weigelt gibt es drei weitere Topkandidatinnen auf der Stammliste der FDP.

Thurgau hat Aufholbedarf

Die FDP Thurgau hingegen hat in Bezug auf die Frauen einen grossen Aufholbedarf. So gab es noch keine FDP Frau in den nationalen Räten. Auch gab es noch nie eine FDP Frau in der Thurgauer Regierung. Die FDP Thurgau hat 20 Sitze im 130-köpfigen Kantonsparlament. 6 davon werden von Frauen gehalten, rund 30 Prozent. „So darf es nicht weiter gehen. Die FDP Frauen nehmen sich im kommenden Wahlherbst ihre Quote selber“, gibt sich Cornelia Zecchinel kämpferisch. Es stellen sich acht Frauen und vier Männer zur Wahl. Davon auf der Stammliste zwei Frauen und die Frauenliste mit sechs Kandidatinnen. Alle Kandidatinnen kommen aus verschiedenen Regionen. Sie sind im Alter von 28 bis 67 Jahren. „Wichtig war bei der Zusammenstellung der Liste, dass alle Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen stehen. Frauen mit und Frauen ohne Kinder. Frauen, welche die intensive Familienzeit hinter sich haben. Frauen, welche noch davorstehen und Frauen, welche mitten drinstecken“, erklärt Zecchinel die Zusammensetzung der Liste.

Nationalratsvertretung AR: Frauenkandidatur wäre „Tüpfchen auf dem i“

Weniger akzentuiert stellt sich die Situation im Kanton Appenzell Ausserhoden dar. 22 Frauen zogen am 1. Juni 2019 ins Ausserrhoder Kantonsparlament ein. Das sind so viele wie nie zuvor. Mit einem Frauenanteil von 33,8 Prozent befindet sich das Ausserrhoder Parlament nun schweizweit im obersten Viertel. Die Parteileitung der FDP Appenzell-Ausserhoden ist sich sehr bewusst, dass in allen politischen Gremien auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern, aber auch zwischen den Regionen und den Berufsrichtungen geachtet werden muss. „Diesen Schwung aus den kantonalen Wahlen möchte die FDP AR auch für die Wahlen im Herbst mitnehmen. Die FDP AR möchte der Stimmbevölkerung eine Auswahl, ja eine Alternative bieten. Seit längerem werden Gespräche mit diversen potentiellen Kandidatinnen und Kandidaten geführt. „Diese Gespräche laufen weiterhin. Eine starke Frauenkandidatur wäre das ‹Tüpfchen auf dem i›“, verkündet Christine Moser, Mitglied der Parteileitung der FDP AR. Die Delegiertenversammlung wird die Kandidaturen für National- und Ständerat am 16. August nominieren. „Seien Sie versichert: Wir werden eine Alternative zum rechtslastigen Profil des aktuellen Nationalrats bieten – wir werden Persönlichkeiten bieten, die im Kanton verwurzelt und breit wählbar sind“, so Moser.